Bremsweg
Der Bremsweg ist die Entfernung, innerhalb derer das sich mit einer bestimmten Anfangsgeschwindigkeit bewegende Fahrzeug durch Einfluss der Bremskräfte vollständig anhält. Dieser grundlegende Sicherheitsparameter ist abhängig von der Geschwindigkeit der Fahrereaktion, der Qualität der Bremsen und der Haftfähigkeit der Reifen.
Der notwendige Weg zum Anhalten bildet sich aus zwei Teilen – dem Reaktionsweg und dem eigentlichen Bremsweg. Der Reaktionsweg ist der Weg, den der Fahrer weiterfährt ab dem Augenblick, in dem er die kritische Situation erkennt, sie verarbeitet und zu bremsen anfängt. Dies dauert ungefähr eine Sekunde, und ist abhängig von der Schnelligkeit der Reaktion des Fahrers. In dieser Zeit bewegt sich aber das Fahrzeug weiter mit der unveränderten Geschwindigkeit. Zum Beispiel bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h ist der Reaktionsweg 14 m lang. Erst danach sind die Bremsen aktiv. Der Bremsweg ist abhängig von der Anfangsgeschwindigkeit und einer Reihe weiterer Faktoren.
Fahrzeug- geschwindigkeit | Reaktionsweg | Bremsweg | Anhalteweg |
Trockene Fahrbahn | |||
50 km/h | 14 m | 14 m | 28 m |
60 km/h | 17 m | 20 m | 37 m |
80 km/h | 22 m | 35 m | 57 m |
Feuchte Fahrbahn | |||
50 km/h | 14 m | 19 m | 33 m |
60 km/h | 17 m | 28 m | 45 m |
80 km/h | 22 m | 49 m | 71 m |
Glatteis | |||
50 km/h | 14 m | 64 m | 78 m |
60 km/h | 17 m | 93 m | 110 m |
80 km/h | 22 m | 165 m | 187 m |
zdroj: www.ibesip.cz
Das Bremsen hat ungefähr folgenden Verlauf: vom Erkennen des Hindernisses bis zum Augenblick des Einwirkens der Bremskraft auf das Rad entsteht die Zeit „tr“. Das ist die Reaktionszeit des Fahrers und die Zeit, in welcher der Fahrer sein Bein auf das Bremspedal zubewegt. Den weiteren Zeitabschnitt bezeichnen wir mit „tp“, das ist die sog. Verzugszeit der Bremsen. In dieser Zeit werden die Spielräume in den Gelenken und Lagern begrenzt und überwunden und die Bremsbeläge setzen auf den Reibungsflächen der Bremsen auf. Bis hierher bewegt sich das Fahrzeug bei Vernachlässigung des Fahrwiderstandes mit der anfänglichen unbegrenzten Geschwindigkeit weiter. Ein weiterer Abschnitt wird der Bremsanlauf genannt, das ist die Zeit, bis die Bremswirkung ihr Maximum erreicht, sie wird mit „tn“ bezeichnet. Im weiteren als „tu“ bezeichneten Zeitabschnitt, d.h. während der Vollbremszeit, wird die konstantente Verlangsamung bis zum völligen Stillstand vorausgesetzt. Der Grössenverlauf der Bremskraft wird in folgender grafischer Darstellung gezeigt.
Der eigentliche Bremsweg, bzw. die Zeit der Vollbremsung und des Bremsanlaufes, wird durch die Haftfähigkeit der Reifen beeinflusst – durch die Adhäsion.
Abhängigkeit des Bremsweges von den Oberflächeneigenschaften des Strassenbelages:
Strassenbelag | Koeffizient des Anwachsens des Bremsweges |
Trockener Beton | 1 |
Trockener Asfalt | 1,3 |
Trockenes Pflaster | 1,4 |
Nasser Beton | 1,5 |
Nasser Asfalt | 1,8 |
Nasses Pflaster | 2,6 |
Schnee | 3,3 |
Glatteis bei -20°C | 5,6 |
Glatteis bei -10°C | 7,6 |
Glatteis bei 0°C | 10,3 |
Sicherheitsabstand der Fahrzeuge
Halten Sie den Sicherheitsabstand zum voraus fahrenden Fahrzeug ein. Er wächst mit zunehmender Geschwindigkeit und ist gleich der Minimalentfernung, die Sie innerhalb von 2 Sekunden durchfahren. 2 Sekunden ist die ungefähre Zeit, nach der Ihr Fahrzeug effektiv zu bremsen beginnt.
Video:
httpv://www.youtube.com/watch?v=fhV5O-it9kY&feature=player_embedded
Beispiel der Bedeutung des kurzen Bremsweges
Allgemein gilt, dass je langsamer das Fahrzeug im Moment des Aufpralls fährt, umso sanfter die Folgen sind. Deshalb ist auch die Fähigkeit zum Anhalten innerhalb eines kürzestmöglichen Weges ausserordentlich wichtig. Das Anhalten eines Fahrzeuges aus einer Geschwindigkeit von 100 km/h auf trockenem Asfalt innerhalb eines Bremsweges von 36 m kann man als eine sehr gute Leistung bewerten. Solche Autos gibt es nicht viele.
Zur weiteren Illustration nehmen wir einmal an, dass ein Fahrzeug auf Qualitätsreifen nach 50 m anhält. Das gleiche Auto mit schlechten Reifen braucht 8 m länger. Das bedeutet wiederum, dass das Auto mit den schlechteren Reifen, als es an dem anderen mit den besseren vorbeifuhr, sich immer noch mit einer Geschwindigkeit von 37 km/h bewegte. Wäre es mit dieser Geschwindigkeit auf einen stehenden Fussgänger aufgeprallt, so würde die Aufprallenergie dem freien Fall eines Menschen aus 6 m Höhe entsprechen !
Haben Sie schon gewusst, dass…?
Vergleich des Bremsweges von Winter- und Sommerreifen
Wie aus einem grossen Vergleichstest von Winterreifen, der 2012 in der deutschen Fachzeitschrift AutoBild erschien, hervorgeht, beträgt der Bremsweg beim Bremsen auf nassem Strassenbelag bei 80 km/h mit Sommerreifen 39,2 m und mit Winterreifen 47,6 m. Sommerreifen verkürzen also den Bremsweg um ca. 8,5 m. Auf Schnee ändert sich jedoch die Situation radikal. Gute Winterreifen schaffen es im Durchschnitt bei einer Geschwin-digkeit von 50 km/h nach ca. 70 m anzuhalten, Winterreifen dagegen schon nach 35 m ! Dies ist sicher ein gutes Argument zur Benutzung von Winterreifen.
Wie ist der Bremsweg von Strassenbahnen und Bussen des ÖNV?
Die Prager Verkehrsbetriebe hatten ein Prüfexperiment durchgeführt, bei dem mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h fahrende Strassenbahnen und Autobusse anhalten sollten. Der Bremsweg bei der Strassenbahn betrug 26 m, der Autobus schaffte es bereits nach 12 m anzuhalten. Zum Vergleich – ein Audi TT hält nach knapp 6 m an.
Der Einfluss der Profiltiefe auf den Bremsweg
Die Minimalprofiltiefe ist gesetzlich geregelt: Sommerreifen 1,6 mm, Winterreifen 4 mm. In beiden Fällen ist es witklich die geringste mögliche Profiltiefe. Ein Neureifen hat ein 7-8 mm tiefes Profil. Tests haben gezeigt, dass schon nur zur Hälfte herunter gefahrene Reifen deutlich schlechtere Eigenschaften aufweisen. Bei geringer Profiltiefe schaffen es nämlich die Abflusskanäle des Reifens nicht mehr rechtzeitig, das Wasser aus der Spur abzuführen und damit verringert sich die Adhäsion zwischen dem Reifen und dem Strassenbelag. Es wächst das Risiko des Entstehens von Aquaplaning. Daraus folgt logischerweise die Schlussfolge-rung: Je flacher die Profilrillen sind, um so länger ist bei nasser Strasse der Bremsweg!
Einfluss des Reifenalters auf den Bremsweg
So wie auch alles Andere beginnen Reifen sofort nach Ihrer Produktion zu altern, und das vor allem durch den Einfluss von Luft (Ozon) und Sonnenstrahlung. Durch Alterung verlieren die Reifen ihre Eigenschaften. Idealerweise sollten Reifen ca. 6 Jahre genutzt werden, danach wird der Gummi zu hart, porös, es entstehen in ihm kleine Risse usw. Das alles führt zur Verlängerung des Bremsweges. Dieser Einfluss wird am meisten sichtbar bei veralteten Winterreifen. Das Reifenalter erkennen Sie an dem sog. DOT Code.
Einfluss der Profilbreite auf den Bremsweg
Je breiter der Reifen, desto breiter auch seine Berührungsfläche mit der Fahrbahn. Eine grössere Berührungsfläche erlaubt die Übertragung grösserer Brems- oder Beschleunigungskräfte. Dies allerdings gilt vor allem auf trockener Fahrbahn. Beweis dafür sind zum Beispiel die Formel1-Rennen, wo in der Vergangenheit sogar völlig profillose Reifen eingesetzt wurden, sog. Slick-Reifen. Bei nassem Fahrbahnbelag kompliziert sich jedoch die Situation. Vor dem sich drehenden Reifen ohne fortlaufender Längsrillen hat das Wasser keinen Weg zum Entweichen. Das sich ansammelnde Wasser bildet einen gewissen Keil und kann Ursache sein für die Bildung von Aquaplaning. Deshalb haben bei breiteren Reifen üblicherweise auch die Profilkanäle eine grössere Kapazität, weil sie eine grössere Wassermenge bewältigen müssen.